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Konflikt

14. Sep­tem­ber 2021

Ein Kon­flikt ist die Aus­ein­an­der­set­zung von zwei Kon­tra­hen­ten mit wider­strei­ten­den Mei­nun­gen, Wert­hal­tun­gen, Erwar­tungs­hal­tun­gen und Inter­es­sen.

Kon­flik­te als Kri­sen­bau­stei­ne kön­nen eine Kri­se aus­lö­sen (kon­flikt­be­ding­te Kri­se: die Kri­se ist ein­deu­tig auf eine Aus­ein­an­der­set­zung zurück zu füh­ren), ver­stär­ken (publi­zi­sti­scher Kon­flikt) oder abschwächen.

Konflikt als Störung (nach Krystek)

Nach dem Modell von Kry­stek sind Kon­flik­te im Sin­ne von Stö­run­gen Vor­stu­fen einer Kri­se (Kry­stek, 1981, S. 9). Es han­delt sich hier um eine system­theo­re­ti­sche Betrach­tungs­wei­se, wel­che die Dys­funk­tio­na­li­tät von Kon­flik­ten in den Vor­der­grund stellt.

Die Kri­sen­ver­laufs­kar­te situ­iert Kon­flik­te wie Skan­da­le auf die media­le Ebe­ne, wäh­rend­des­sen Stö­run­gen zur Pro­blem­ebe­ne gehö­ren (Bae­ris­wyl, 2018, S. 46).

Rollen (Positionen) im Konflikt

Im einem Kon­flikt kön­nen die Instan­zen wie etwa die Redak­tio­nen die fol­gen­den Rol­len einnehmen:

  • Pro­du­zent des Kon­flikt oder auch eines Skandals
  • Rol­le des Antagonisten
  • Rol­le des Protagonisten
  • Neu­tra­le Position

Verhaltensweisen in Konfliktsituationen

Die Kon­tra­hen­ten kön­nen sich in einer Kon­flikt­si­tua­ti­on gegen­über dem Pro­blem unter­schied­lich verhalten:

Eskalationsstufen Friedrich Glasl

Ein Kon­flikt kann nach Fried­rich Glasl sich auf drei Pha­sen und dabei  neun ver­schie­de­nen For­men der Eska­la­ti­on anneh­men (sie­he Eska­la­ti­ons­stu­fen eines Kon­flikts).

Das Hei­del­ber­ger Insti­tut für inter­na­tio­na­le Kon­flikt­for­schung (HIIK) ori­en­tiert sich für ihre For­schung an fol­gen­dem Konzept:

HIIK. (2024). Kon­flikt­ba­ro­me­ter 2022.

Die Kon­flikt­häu­fig­keit ver­teilt sich fol­gen­der­mas­sen auf Konfikt-Items:

HIIK. (2024). Kon­flikt­ba­ro­me­ter 2022.

Kommunikationsstrategien im Konflikt (siehe KONFLIKTSIUATIONEN)

Ein Unter­neh­men sieht sich in Kon­flikt­si­tua­tio­nen gene­rell in einer schlech­ten Aus­gangs­la­ge, da es sich als Orga­ni­sa­ti­on, die mate­ri­el­le Zie­le ver­folgt, mit Kon­tra­hen­ten kon­fron­tiert sieht, die imma­te­ri­el­le ethi­sche, sozia­le oder öko­lo­gi­sche Wer­te ver­tre­ten. Aus­ge­nom­men sind hier Kon­flik­te auf rein wirt­schaft­li­cher Ebe­ne wie wett­be­werbs­be­ding­te Kon­flik­te zwi­schen zwei Konkurrenten.

Grund­sätz­lich kann ein Unter­neh­men in einem Kon­flikt zwi­schen fünf ver­schie­de­nen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­stra­te­gien wäh­len, die alle ihre Stär­ken und Schwä­chen haben:

  • Pas­si­ves Ver­hal­ten: in der Öffent­lich­keit über­haupt nicht auf Vor­wür­fe reagie­ren (ana­log zur No-Com­ment-Stra­te­gie, S. 218).
  • Neu­tra­li­sie­ren­de Stra­te­gie: Unab­hän­gig von den Vor­wür­fen rund um den nega­tiv gela­de­nen Issue die posi­ti­ven Sei­ten des Unter­neh­mens hervorheben.
  • Defen­siv-recht­fer­ti­gen­de Stra­te­gie: Sich gegen die Vor­wür­fe der Geg­ner­schaft verteidigen.
  • Offen­si­ve Stra­te­gie: Die Schwä­chen der Kon­tra­hen­ten und deren Argu­men­ta­ti­on aufdecken.
  • Kon­sens-Stra­te­gie: Sich der Hal­tung der Kon­tra­hen­ten annä­hern und ver­su­chen, eine gemein­sa­me Lösung zu finden.

Konflikt als Frame

Nach dem Framing-Kon­zept (Framing) wird der Kon­flikt­frame (wie der Ver­ant­wort­lich­keits­frame, Skan­dal) häu­fig in der Medi­en­be­richt­erstat­tung ver­wen­det: “Sub­stan­ti­el­le poli­ti­sche Debat­ten wer­den dabei auf ein­fa­che Frames redu­ziert.” (Schenk, 2007, S. 316)

Publizistische (mediale) Konflikte (nach Kepplinger)

Unter­neh­men wer­den täg­lich mit inter­nen Kon­flik­ten kon­fron­tiert, die meist in Gesprä­chen geschlich­tet wer­den kön­nen. Kon­flik­te mit Kri­sen­po­ten­ti­al sind sol­che, die in der Öffent­lich­keit aus­ge­tra­gen und mehr­heit­lich medi­al aus­ge­schlach­tet wer­den. Der Kom­mu­ni­ka­ti­ons­wis­sen­schaft­ler Mathi­as Kepp­lin­ger bezeich­net die­se als publi­zi­sti­sche Kon­flik­te. „Publi­zi­sti­sche Kon­flik­te sind Aus­ein­an­der­set­zun­gen zwi­schen min­de­stens zwei Kon­tra­hen­ten, die mit­hil­fe der Mas­sen­me­di­en vor Publi­kum aus­ge­tra­gen wer­den. Bei­spie­le hier­für sind die Dis­kus­sio­nen um die Nach­rü­stung, die Kern­ener­gie und die Gen­tech­nik. Hier sind es min­de­stens zwei Lager, die mit ähn­li­chem Gewicht dis­kus­si­ons­wür­di­ge Posi­tio­nen ver­tre­ten.“ (Kepp­lin­ger 2009, S. 9) Publi­zi­sti­sche, kon­flikt­be­ding­te Unter­neh­mens­kri­sen sind folg­lich sol­che, in denen ein öffent­li­ches State­ment oder eine (beab­sich­ti­ge) Hand­lung des Unter­neh­mens, welche/s im Wider­spruch zu von Inter­es­sen­grup­pen ver­tre­te­nen ethi­schen, öko­lo­gi­schen oder sozia­len Wer­ten ste­hen, als Aus­ein­an­der­set­zung zwi­schen Unter­neh­men und Inter­es­sen­grup­pen the­ma­ti­siert werden.

Dabei neh­men die invol­vier­ten Instan­zen auf media­ler und öffent­li­cher Ebe­ne unter­schied­li­che Posi­tio­nen ein. Publi­zi­stisch-öffent­li­che Kon­flik­te bezie­hen sich immer auf ein Pro­blem, wobei das Unter­neh­men und der Kon­tra­hent auf­grund ihrer unter­schied­li­chen Wert­vor­stel­lun­gen unter­schied­li­che Posi­tio­nen vertreten.

Der Kon­flikt auf den Ebe­nen der Kri­sen­ver­laufs­kar­te (in Anleh­nung an Kepp­lin­ger, 2009)

Der grau unter­leg­te Bereich der Abbil­dung umfasst die Super­struk­tur der Aus­ein­an­der­set­zung und sym­bo­li­siert die Kom­ple­xi­tät eines publi­zi­stisch-öffent­li­chen Kon­flikts. Sie stellt die Instan­zen auf media­ler und öffent­li­cher Ebe­ne mit ihren Posi­tio­nen als Krei­se dar.

In einem publi­zi­stisch-öffent­li­chen Kon­flikt neh­men Medi­en wie auch Tei­löf­fent­lich­kei­ten die Posi­ti­on des Unter­neh­mens (u), des Kon­tra­hen­ten (k) oder eine neu­tra­le Hal­tung ein (n).

Die Lini­en auf media­ler und öffent­li­cher Ebe­ne mar­kie­ren die Span­nungs­fel­der oder Aus­ein­an­der­set­zun­gen zwi­schen unter­schied­li­chen Posi­tio­nen der Player.

Konflikt und Emotionen

Kon­flikt- wie auch skan­dal­be­ding­te Kri­sen sind emo­ti­ons­ge­la­den und wer­den über Gefühls-erre­gen­des, wenn nicht schockie­ren­des Bild- und Video­ma­te­ri­al gesteu­ert. Bei­spie­le hier­für sind die Ölka­ta­stro­phe infol­ge des Unfalls auf der Bohr­in­sel Deep Water Hori­zon (sie­he Bae­ris­wyl, 2018, S. 51) sowie die von Pres­su­re-Groups wie Green­peace publi­zier­ten Schock­vi­de­os im Inter­net gegen Nest­lé (Kit­Kat, sie­he Video unten, Bae­ris­wyl, 2018, S. 227) und Coca-Cola (Stop Coca-Cola tras­hing Australia).

Konflikt und Skandal

Im Unter­schied zum Skan­dal beruht ein Kon­flikt nicht auf einem Ver­stoss gegen eine all­ge­mein­gül­ti­ge ethisch-mora­li­sche, gesetz­li­che, wirt­schaft­li­che, sozia­le oder öko­lo­gi­sche Norm (Fehl­ver­hal­ten), Ein­stel­lun­gen, Mei­nun­gen oder Inter­es­sen, die ent­we­der gegen­sätz­lich sind (pro oder kon­tra Ver­mum­mung) oder von den Kon­tra­hen­ten unter­schied­lich gewich­tet wer­den (sozi­al ver­sus öko­lo­gi­sche Werte).

Kon­flik­te ent­wickeln sich zu Skan­da­len, indem die Medi­en Stel­lung bezie­hen und die Ursa­che des Kon­flikts als Fehl­ver­hal­ten dar­stel­len (Kepp­lin­ger 2009, S. 9 ff.). Das Framing ver­schiebt sich vom Streit zwi­schen zwei Kon­tra­hen­ten mit unter­schied­li­chen Posi­tio­nen hin zur Anpran­ge­rung des Schul­di­gen. Deut­lich wird dies im Fal­le Brent Spar (sie­he Bae­ris­wyl, 2018, S. 78): Anfäng­lich stell­ten die Medi­en den Fall als Kon­flikt dar. All­mäh­lich wur­de Shell zum Sün­den­bock und die geplan­te Ver­sen­kung als Fehl­ver­hal­ten deklariert.

Beispiel Brent Spar

Ein Para­de­bei­spiel einer kon­flikt­be­ding­ten Kri­se ist der Fall Brent Spar (Bae­ris­wyl, 2018, S. 78). In die­sem Kon­flikt kol­li­diert schein­bar die öko­no­mi­sche Hal­tung des Kon­zerns Roy­al Dutch Shell mit öko­lo­gi­schen Inter­es­sen der NGO Green­peace. Der pro­ble­ma­ti­sche Sach­ver­halt ist die Platt­form “Brent Spar”.

Der Kon­zern plant eine Ver­sen­kung der aus­ge­dien­ten Platt­form und begrün­de­te dies mit öko­lo­gi­schen und öko­no­mi­schen Argumenten:

  • Sicher­heit geht vor.
  • Shell-Inge­nieu­re haben die Sze­na­ri­en durch­ge­spielt und sind zum Schluss gekom­men, dass eine Ver­sen­kung für die Natur ver­tret­bar ist.

Green­peace for­dert eine Abwrackung der Bohr­in­sel und begrün­det dies mit öko­lo­gi­schen Argumenten:

  • Das Meer ist kei­ne Müllkippe.
  • Die Abfäl­le belau­fen sich auf 130 Tonnen.

Psychologische Aspekte des Konflikts

(Sie­he Tho­mas-Theo­rem)

Polarisierung in Konfliksituationen

Video Trick­film “Kon­flikt” 7 Minu­ten ( zum The­ma Polarisierung)

 

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