5. Oktober 2021
Ein kognitive Dissonanz nach Festinger tritt auf, wenn zwei kognitive Elemente in dissonanter Beziehung stehen. Formal ausgedrückt heisst dies: X und Y sind dissonant, falls X nicht aus Y folgt. Offensichtlich wird eine kognitive Dissonanz dann, wenn ein Verhalten im Widerspruch zu seinem Wissen steht: So etwa der Raucher, der raucht, auch wenn er weiss, dass ihm rauchen schadet. Oder wenn jemand ein Auto kauft, obwohl er hohe Schulden hat (siehe Schenk, 2007, S. 148 ff.).
Nach Festinger kann Dissonanz folgenden Quellen entspringen: Logische Inkonsistenz, inkonsistente kulturelle Sitten, Inkonsistenz zwischen einer speziellen und einer allgemeinen, übergreifenden Kognition (z. B. jemand, der Demokrat ist, wählt einen Republikaner) und vergangene Erfahrung.
Der Mensch meidet kognitive Dissonanzen respektive ist bestrebt, diese zu verringern. So meidet er Informationen (selektive Wahrnehmung), die seinen Prädispositionen und seinem Verhalten und Gewohnheiten (Raucher) widersprechen. Bezeichnend hierfür ist das bekannte Zitat von Winston Churchill: “Ein leidenschaftlicher Raucher, der immer wieder von der Bedeutung der Gefahr des Rauchens für seine Gesundheit liest, hört in den meisten Fällen auf — zu lesen.” Die alten Werbespots der Zigarettenindustrie versuchen, die Dissonanz Rauchen-Krankheit durch das Überspielen von Werten wie Freiheit und Abenteuer zu verringern.
Die kalifornischen Antirauchervideos dagegen verstärken diese Dissonanz und enttarnen die “verführerischen” Werbespots, indem sie die gesundheitlichen Auswirkungen in den Vordergrund stellen.