Brent Spar Konflikt 1995

Der Fall Brent Spar ist ein typi­sches Bei­spiel einer von einer Akti­ons­grup­pe (Green­peace) initi­ier­ten (Kri­sen­ver­laufs­kar­te: 3c) Pro­ble­ma­ti­sie­rung, die in den Medi­en sowohl inten­siv the­ma­ti­siert als auch über­zeich­net wor­den ist (Mer­ten 2006, S. 21 ff.; Mer­ten 2014, S. 169). In der Fol­ge ent­wickel­te sich der Fall zu einem publi­zi­sti­schen Kon­flikt und mün­de­te schliess­lich in einen Skan­dal (Framing), wobei Shell öko­no­mi­sches Ver­hal­ten auf Kosten der Umwelt vor­ge­wor­fen wurde..

Problemebene

Die Ölplatt­form des Shell-Kon­zerns in der Nord­see soll­te anfangs der 90er-Jah­re mög­lichst umwelt­scho­nend nörd­lich der Ork­ney­in­seln in 2000 Meter Tie­fe ver­senkt wer­den. Die­ser Plan wur­de 1994 von den dafür zustän­di­gen bri­ti­schen Behör­den und der Regie­rung akzep­tiert und anfangs 1995 den betrof­fe­nen Staa­ten in der Nord­see bekannt gege­ben. Fast gleich­zei­tig hat­te die Deut­sche Shell unter dem Slo­gan „Wir wol­len etwas ändern.“ mit einer lan­des­wei­ten PR-Kam­pa­gne zur Scho­nung der Umwelt begonnen.

Green­peace infor­mier­te sich anfangs 1995 bei Shell über die geplan­te Ver­sen­kung von Brent Spar. Im Früh­jahr 1995 begann sie mit Aktio­nen, wie der Beset­zung von Brent Spar mit Schlauch­boo­ten, beglei­tet von einer Medi­en-Kam­pa­gne gegen die Ver­sen­kung von Brent Spar. Green­peace stell­te den Ver­sen­kungs­ver­such der Ver­la­de­platt­form als Ver­seu­chung der Nord­see durch Öl dar und ver­ur­teil­te den Shell-Kon­zern mit Über­trei­bun­gen und Emo­tio­na­li­sie­run­gen „zum umwelt­zer­stö­ren­den, kapi­ta­li­sti­schen Schurken“.

Am 15. Mai erteil­ten die bri­ti­schen Behör­den die end­gül­ti­ge Geneh­mi­gung für die geplan­te Ver­sen­kung. Green­peace reagier­te mit einer Pro­test­brief-Akti­on gegen Shell und liess gegen­über den Medi­en ver­lau­ten, dass die Bohr­in­sel mit 41’000 Ton­nen Öl und Schwer­me­tal­len gefüllt sei und erklär­te die­se zur „schwim­men­den Son­der­müll­de­po­nie“. (Im Nach­hin­ein stell­te sich her­aus, dass es sich nur um ca. 50 Ton­nen ölhal­ti­ger Sand­ab­la­ge­run­gen gehan­delt hat.)

Mediale Kommunikationsebene

Die deut­schen Medi­en berich­te­ten anfäng­lich neu­tral über den Fall, unter­stütz­ten aber mit den zuneh­men­den Pro­test­ak­tio­nen die Argu­men­te von Green Peace. Der Fall wur­de skan­da­li­siert: Shell als Umwelt­ver­schmut­zer gegen David (Green Peace).

Ebene der öffentlichen Wahrnehmung & Meinungsbildung

Die­se führ­te in der deut­schen Öffent­lich­keit zu einem nega­ti­ven Image von Shell als geld­gie­ri­ger Umweltverschmutzer. 

Verhaltensebene von Anspruchsgruppen

Die Fahr­zeug­be­nut­zer reagier­ten denn auch auf den Boy­kott-Auf­ruf von Green­Peace, indem sie kei­ne Shell-Tank­stel­len mehr benutzten.

Shell ver­zich­te­te schliess­lich auf die Ver­sen­kung und ent­sorg­te die Bohr­in­sel auf dem Land. Im Nach­hin­ein stell­te sich her­aus, dass die Ver­sen­kung die umwelt­scho­nen­de­re Vari­an­te gewe­sen wäre. Zudem koste­te die Abwrackung auf Land 20 Mio. US-Dol­lar, wäh­rend die Ver­sen­kung nach Schät­zung von Shell rund 16 Mio. US-Dol­lar geko­stet hätte.

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